Darum geht’s in diesem Artikel:
- Berufliche Neuorientierung und Glaubenssätze: Warum sie jetzt gehäuft auftreten
- Mit welchen Glaubenssätze und Denkmustern müssen wir rechnen?
- Wie können wir gut damit umgehen?
Berufliche Neuorientierung und Glaubenssätze: Warum sie jetzt gehäuft auftreten
Sie überlegen, sich beruflich neu zu orientieren. Sie haben vielleicht schon eine Idee, wo es hingehen könnte. Oder Sie stehen kurz davor, Ihre Entscheidung in die Tat umzusetzen.
Und dann liegen Sie nachts wach und haben Gedanken wie: Das kann ich nicht machen. Das ist viel zu riskant. Dafür ist es in meinem Alter zu spät. Und in meiner Position geht das sowieso nicht. Ist ja auch total egoistisch. Das kann ich den Kollegen nicht antun. So wichtig ist es dann auch nicht… Aber wenn, dann muss ich es richtig angehen. Dann darf wirklich nichts schief gehen. Sonst landen wir am Ende alle unter der Brücke.
Diese Gedanken sind die Regel, nicht die Ausnahme
Diese Gedanken sind total normal. Denn auch wenn sich nach außen noch gar nichts getan hat, stecken Sie schon mitten drin in einem Veränderungsprozess. Und Veränderungen fallen uns schwer.
Auch wir unterliegen dem Newton’schen Trägheitsgesetz: Wir bewegen uns nur, wenn Kräfte auf uns wirken. Kräfte, die groß genug sind, die Bewegung anzustoßen. Diese Kräfte sind so unterschiedlich wie wir: Vielleicht ist es das Gefühl, nur noch getrieben zu sein vom Leben. Oder das Wissen, eigentlich alles erreicht zu haben, was es in diesem Job zu erreichen gibt. Vielleicht ist es auch die Erkenntnis, dass es da eine Berufung gäbe – würden wir uns nur trauen, ihr zu folgen.
Was auch immer es ist: Der Prozess einer beruflichen Neuorientierung liegt dann erst einmal wie ein riesiger Berg vor uns. Es gilt ihn zu erklimmen und auf der anderen Seite wieder sicher hinabzusteigen. Dabei können wir den Weg hinauf vielleicht noch in etwa erahnen. Was hinter dem Berg auf uns wartet, das wissen wir aber in den allermeisten Fällen nicht. Es ist eine Reise ins Ungewisse – und das mögen wir Menschen nun mal nicht.
Veränderung und Instabilität gehören zusammen
Der deutsche Psychologe und Autor Dr. Peter Kruse hat statt des Bilds eines Berges das einer Kurve genutzt, um zu beschreiben, was in einem Veränderungsprozess von statten geht.
Uns selbst dürfen wir dabei als Kugel sehen, die diese Kurve hinauf rollt. Das Hinaufrollen kostet Energie. Die Energie beziehen wir aus der Kraft, die uns überhaupt veranlasst hat, tätig zu werden: Dem Getriebensein, der Unzufriedenheit oder der Suche nach unserer Berufung.
Mit dieser Energie rollen wir die Kurve hinauf. Sind wir aber oben angekommen, wird es plötzlich sehr, sehr wackelig. Wir sind am Punkt der maximalen Instabilität. Spätestens hier kommen all unsere Sorgen, unsere Ängste und Befürchtungen zum Zug.
Der Punkt der maximalen Instabilität
Die Kugel rollt dort oben hin und her, sie schwankt, und manchmal rollt sie – rollen wir – wieder zurück. Ins Altbekannte: In den alten Job, die alte Position, das alte Leben. Bis irgendwann eine neue Kurve, ein neuer Berg auf uns wartet.
Es gehört ein Stück weit dazu: Bei einer beruflichen Neuorientierung erleben wir Unsicherheit. Wir erleben uns selbst als instabil. Wir stellen unsere Wünsche, unseren Weg, unsere Entscheidungen in Frage. Und wir rollen auch mal zurück. All das ist normal. Und nicht nur das – es wäre geradezu seltsam, wenn es anders wäre.
Aber: Es gilt genau hinzuhören, was wir uns in unseren instabilen Momenten erzählen – und wie wir es tun.
Denn manchmal kann genau das darüber entscheiden, ob wir nach vorne oder nach hinten rollen. Ob wir mutig weitergehen oder uns ängstlich ins Altvertraute zurückziehen.