Die ersten Hochzeiten werden gefeiert, und eines Tages ist man selbst dran. Ein Kind wird geboren, Zeit wird zum knappesten Gut. In der Beziehung funktionieren beide als Team, sprechen über Organisatorisches – und seltener darüber, wie es ihnen geht.
Waren sie die ersten Berufsjahre beide auf dem selben steilen Weg nach oben, biegt der Weg von ihr nun in die Horizontale ab. Eher selten ist es umgekehrt.
Ein paar Jahre später: Sie sind geworden, was sie tun. Die Arbeitstage sind noch immer lang – im Büro und auch zuhause. Die Nächte dagegen sind kurz. Erholsamer Schlaf: nur noch eine Erinnerung. Inzwischen liegen sie nachts um 3:00 Uhr wach. Die Gedanken kreisen, und manchmal rast das Herz dazu.
Sehr leise – und meist jeder für sich – fragen sie sich, ob sie dieses Leben noch möchten: diese Beziehung, diesen Job. Wo der lebensfrohe Mensch geblieben ist, der sie vor 20 Jahren waren. Und vor allem: Wieso sie nicht zufrieden sind – jetzt, wo sie alles erreicht haben, was damals auf der Agenda stand.
So oder so ähnlich sehen sie aus, die Kollateralschäden einer erfolgreichen Karriere. Und wir sind nicht geübt darin, darüber zu sprechen.
Es fällt uns schwer, weil wir wissen: Da draußen geht es Vielen materiell viel schlechter als uns. Wer sind wir, uns da zu beschweren?
Doch ich bin überzeugt: Es ist wichtig, über diese Seiten des Berufslebens zu sprechen. Es hilft, weil wir dann verstehen: Es geht nicht nur uns so. Fast alle erleben sie – die Kollateralschäden.
Schwierig wird es erst, wenn wir so tun, als gäbe es sie nicht. Wenn wir weitermachen wie bisher und hoffen, dass es schon irgendwann besser wird. Albert Einstein hat es – etwas drastisch – so ausgedrückt: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“