„Paradoxe Resilienz“: Der Begriff ist mir das erste Mal vor einigen Jahren bei Dr. Petra Bock begegnet. Das Phänomen beobachte ich seitdem immer wieder – und es nimmt zu.
Wie können wir das eine vom anderen unterscheiden?
Resilienz zeigt sich da, wo wir in eine schwierige Situation hineingeworfen werden und in uns Kräfte aktivieren können, die uns weitestgehend unbeschadet durch diese schwere Zeit kommen lassen.
Paradoxe Resilienz ist am Werk, wo wir das subjektiv nahezu Unaushaltbare aushalten, obwohl wir es mit Abstand betrachtet gar nicht aushalten müssten, sondern es als freie Menschen, die wir sind, ändern könnten.
Wir bleiben in Umgebungen, die uns mehr schaden als nutzen, und sagen uns „Eigentlich ist ja alles gut“, „So wild ist es ja nicht“, „In dem Job gehört das halt dazu“ oder „Dafür habe ich nette Kolleg:innen“.
Die Palette an Argumenten scheint unendlich, wenn wir uns selbst weis machen wollen, dass etwas nicht so schlimm ist, wie es sich in uns drinnen anfühlt.
Paradoxe Resilienz schadet uns. Sie hindert uns, das anzupacken, was es eigentlich anzupacken gilt. Zu verändern, was uns nicht gut tut, uns vielleicht sogar seelisch oder körperlich krank macht.
Kurz: Resilienz macht uns stark. Paradoxe Resilienz macht uns krank.