Perfektionismus ablegen
Die gute Nachricht: Wir müssen den Perfektionisten in uns gar nicht für immer verbannen. Wir dürfen und sollen ihn nutzen, wenn es darauf ankommt. Es geht vielmehr darum, ein Gespür dafür zu entwickeln, wann er wirklich gebraucht wird – und wann wir ihn entspannt beiseite packen können.
Dabei kann uns ein einfacher Trick helfen, der – in ausdifferenzierterer Form – vom US-amerikanischen Coach und Neurowissenschaftler Shirzad Chamine vorgeschlagen wird. Knapp formuliert sind die Schritte dabei: Erkennen, benennen, einordnen.
Erkennen
Im ersten Schritt machen wir uns klar, woran wir es eigentlich merken, wenn der Perfektionist in uns das Ruder übernommen hat. Welche Gedanken gehen uns dann durch den Kopf? Welche Gefühle sind dann vorherrschend? Ist es eine Unzufriedenheit oder eher eine Sorge? Ist es Ärger oder Wut? Sind es Selbstzweifel? Oder eine Unruhe und Ungeduld mit uns oder anderen?
Kennen wir diese Gedanken und Gefühle, fällt es uns leichter, den Perfektionisten zu enttarnen, wenn er das nächste Mal zuschlägt. In welchen Situationen er gern das Zepter in der Hand hält, ist uns meistens ja wohlbekannt. Mit diesem Wissen um die einschlägigen Gefahrensituationen und um die aufkommenden Gefühle und Gedanken wird es uns leichter fallen, den Perfektionisten auf frischer Tat zu ertappen.
Benennen
Der zweite Schritt: Nehmen wir dann in einer dieser Situationen (also bei den Slides, den Krümeln… ) unsere typischen Gefühle oder Gedanken wahr, wissen wir: Der Perfektionist ist am Werk. Und benennen ihn so. Das schafft eine gewisse Distanz – und das zu Recht, denn wir sind ja nicht mit Haut und Haaren pedantische Perfektionisten. Es ist nur ein Teil, ein Ausschnitt unserer Persönlichkeit.
Als „Notfall-Intervention“ kann es helfen, ein paar Sekunden auf unseren Atem zu achten, ganz genau auf Geräusche aus der Umgebung zu hören oder die eigenen Zehen zu finden und mit ihnen zu wackeln. Was komisch klingt, hat einen neurowissenschaftlichen Hintergrund: Durch die Konzentration auf einen unserer fünf Sinne werden Areale im Gehirn angesprochen, die uns helfen, den Perfektionismus-Modus zu verlassen.
Einordnen
Danach können wir im dritten Schritt die 80/20-Regel anwenden: Gehört diese Aufgabe zu den 80 Prozent der Aufgaben, die keine perfekte Erledigung erfordern? Bei denen schlicht gilt: Good enough is good enough? Oder ist es eine der „Premium-Aufgaben“, eine von den 20 Prozent, bei der wir uns wirklich Ruhe und Zeit nehmen sollten – die also ausnahmsweise tatsächlich ein perfektes Ergebnis braucht?
Gedanklich können wir die Aufgabe in einen Korb einordnen: Landet sie im 80-Prozent-Korb, können wir uns entspannen. Denn Perfektion ist hier nicht gefragt. Good enough is good enough. Gehört die Aufgabe dagegen in den 20-Prozent-Korb, nutzen wir die Fähigkeiten, die uns der Perfektionist bereitwillig zur Verfügung stellt. Damit wir auch in diesen Fällen etwas gelassener an die Sache herangehen, kann es helfen, einmal kurz das Worst-Case-Szenario durchzuspielen – um uns bewusst zu werden, dass es selbst im schlimmsten Fall irgendwie weiter gehen wird.
Fazit
Der Perfektionist in uns macht uns oft unnötig das Leben schwer. Er beeinträchtigt unsere Lebensqualität, unsere Beziehungen zu anderen Menschen und oft auch unsere Leistung. Es lohnt sich zu reflektieren, in welchen Fällen es wirklich eine perfekte Leistung braucht – und wann good enough good enough ist.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihrem Leben ein bisschen weniger Perfektionismus gut tun würde, vereinbaren Sie jetzt Ihr persönliches Vorgespräch. Gemeinsam finden wir Ihren Weg raus aus der Perfektionismusfalle und rein in ein Leben, das Ihnen mehr Zufriedenheit und Gelassenheit schenkt.