Schlafstörungen: Warum Schlaf so wichtig ist – und wie er gelingt

Arianna Huffington macht es. Jeff Bezos auch. Roger Federer sogar noch mehr. Schlafen. Und zwar acht Stunden. Mindestens. Schlaf ist das neue Statussymbol, so liest man.  Das Problem: Guter und ausreichender Schlaf ist für viele Menschen mit anspruchsvollen Berufen eher die Ausnahme als die Regel. Eine der Hauptursachen für Schlafstörungen: Stress im Job.

Darum geht’s in diesem Artikel:

  • Warum guter Schlaf so wichtig ist
  • Was typische Ursachen für schlechten Schlaf sind
  • Wie guter Schlaf (wieder) gelingen kann

 

Schlafstörungen: Warum guter Schlaf so wichtig ist

Ausreichender und guter Schlaf ist wichtig, damit unser Gehirn die notwendigen Reparatur- und Wartungsarbeiten durchführen kann.

Ausgeschlafen fühlen wir uns allem mehr gewachsen. Wir denken klarer. Unsere Problemlösungskompetenz steigt. Und auch unsere Führungsqualitäten sind höher, wenn wir ausgeschlafen sind. Guter Schlaf ist – auch für den Job – essentiell.

Anders als Jeff Bezos und Co. schlafen die meisten Berufstätigen jedoch schlecht und deutlich weniger als acht Stunden – mit gravierenden kognitiven Folgen:

Eine Woche mit vier, fünf Stunden Schlaf pro Nacht führt zu einer Beeinträchtigung, die einem Blutalkoholspiegel von 1,0 Promille entspricht (Harvard Business Review, „Sleep Deficit: The Performance Killer“, 2006).

Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung, Lernprozesse – all das leidet bei Schlafmangel, zeigt eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung ▼. Von körperlichen und seelischen Langzeitfolgen wie erhöhtem Herzinfarktrisiko oder Depressionen ganz zu schweigen.

Schlafstörungen: Was typische Ursachen für schlechten Schlaf sind

Die Ursachen für Einschlaf- oder Durchschlafstörungen sind vielfältig.

Es gibt verschiedene äußere Faktoren, die immer wieder als typische Ursache für Schlafstörungen genannt werden:

Ein Bier oder ein Glas Wein vor dem Zubettgehen erleichtert zwar häufig das Einschlafen, erschwert aber das Durchschlafen. Der Kaffee am Nachmittag wirkt sich negativ auf unsere Schlafqualität und -dauer aus, weil es schon fünf Stunden dauert, bis die Hälfte des Koffeins abgebaut ist. Viel diskutiert wurden in den letzten Jahren auch die Auswirkungen der Nutzung digitaler Geräte wie Handy, Laptop und Co. Denn das von ihnen ausgehende Blaulicht erschwert unserem Körper die Bildung des Schlafhormons Melatonin.

In meiner Praxis weit häufiger sind jedoch andere Ursachen: Eine hohe Belastung im Job, die viel beschworene Mental Load berufstätiger Mütter und Väter, Sorgen um die Kinder – oder das bedrohliche Gefühl, irgendwann all die Bälle nicht mehr in der Luft halten zu können. Kurzum: Stress ist DIE „innere“ Ursache für unruhigen Schlaf.

Bei manchen Menschen äußert sich das darin, dass sie schon gar nicht in den Schlaf finden, weil sie all die Ereignisse des vergangenen Tages und die anstehenden Aufgaben des nächsten Tages durchdenken. Bei anderen ist das Einschlafen zwar kein Problem, sie wachen aber um 3:00 Uhr oder 4:00 Uhr auf, fühlen sich adrenalingeflutet und liegen bis zum Wecker wach im Bett. Das Gedankenkarussell hat sich eingeschaltet und dreht sich ohne Unterlass: All die To dos und Eventualitäten des Lebens fahren mit und machen das Einschlafen unmöglich.

Schlafstörungen: Wie guter Schlaf (wieder) gelingen kann

Weil uns Schlafmangel so sehr zermürbt, weil er uns anfälliger für Fehler macht, unsere Aufmerksamkeit einschränkt und wir gereizter auf unser Umfeld reagieren, ist der Leidensdruck hoch.

Was können wir also tun, um endlich wieder besser zu schlafen?

Was die oben genannten äußeren Faktoren angeht, ist es noch relativ einfach: Wir können das Glas Wein weglassen. Wir können den letzten Kaffee am frühen Mittag trinken. Und wir können uns Blaulichtfilter oder sogar eine entsprechende Brille zulegen (gibt es wirklich!), um den Körper dabei zu unterstützen, den Schlaf optimal vorzubereiten.

Schwieriger ist es mit dem „inneren“ Faktor Stress. Aber auch hier sind wir nicht ganz machtlos. Die Annahme dabei: Für guten Schlaf sorgen wir am besten am Tag. Senken wir tagsüber das Stresslevel, sind wir nachts eher in der Lage ein- und auch durchzuschlafen.

Wie kann es aber gelingen, tagsüber das Stresslevel zu senken?

Schlafstörungen: Pausen sind wichtig!

Eine erste wichtige Rolle spielen Pausen. Am besten über den Tag verteilt, idealerweise alle 90 Minuten. Das erhöht nicht nur die Produktivität, sondern ermöglicht auch eine wiederkehrende Absenkung des Stresslevels. Dabei ist Pause aber nicht gleich Pause.

Typischerweise gestalten wir unsere Pausen so: Wir lesen auf dem Handy, sprechen kurz an der Kaffeemaschine mit Kolleg:innen oder machen „noch schnell“ die Einkäufe für die Familie. Das sind nicht unbedingt die Pausen, die das Stresslevel senken.

Vielmehr braucht es ein „Zooming-In“ statt eines „Zooming-Outs“. Es geht darum wirklich abzuschalten. Dabei können kleine Wahrnehmungsübungen helfen: Achten Sie einmal für zwei Minuten auf Ihren Atem. Oder hören Sie zwei Minuten ganz bewusst auf die Umgebungsgeräusche. Was nehmen Sie in großer Entfernung wahr? Was ganz nah? Hören Sie Ihren eigenen Atem? Sie können auch einmal zwei Minuten bewusst wahrnehmen, wie sich der Kaffee in ihrer Hand anfühlt. Welche Struktur hat die Tasse? Wie ist die Temperatur?

Das Entscheidende ist, mit den verschiedenen Sinnesorganen bewusst wahrzunehmen. Denn das hilft unserem Gehirn, den „Überlebensmodus“ zu verlassen und durch die Aktivierung anderer Hirnareale die Ausschüttung von Stresshormonen zu reduzieren.

Schlafstörungen: Entspannungstechniken helfen nachweislich

Über diese kleinen Zooming-In-Pausen hinaus helfen nachweislich auch Entspannungstechniken wie Meditation, MBSR (Mindfulnes Based Stress Reduction) oder Autogenes Training.

Meditation ist dabei einfacher als viele meinen – damit können Sie sofort starten: Suchen Sie sich einen ruhigen Platz. Das kann die Toilette im Büro sein, das Schlafzimmer zuhause oder eine abgelegene Parkbank. Nehmen Sie eine aufrechte Sitzhaltung ein und schließen Sie die Augen. Achten Sie auf Ihren Atem, das macht es am Anfang leichter. Natürlich schweifen die Gedanken nach kurzer Zeit ab. Das ist ganz normal. Holen Sie sie zurück zu Ihrem Atem. So trainieren Sie den „Muskel“ in Ihrem Gehirn, der Sie in den Entspannungszustand bringt. So gesehen ist sogar jedes Abschweifen ein kleines Workout.

Fangen Sie auch hier mit einer oder zwei Minuten an. Machen Sie es sich so leicht wie möglich. Und steigern Sie die Dauer in Ihrem eigenen Tempo.

Schlafstörungen: Ausdauersport baut Stress ab

Je durchgetakteter das Leben ist, umso weniger Zeit bleibt für Sport. Oft sind wir abends zu erschöpft, um uns noch sportlich zu betätigen. Und stellen, wenn wir es doch auf uns nehmen, meistens fest, wie gut es uns tut. Das liegt daran, dass bei gemäßigtem Ausdauersport Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol abgebaut und Glückshormone wie Serotonin und Endorphine ausgeschüttet werden.

Auch hier gilt: Machen Sie es sich einfach. Steigen Sie für den Weg in die Arbeit auf das Rad um. Gehen Sie abends noch mal eine Runde um den Block. Und fangen Sie, wenn Sie Joggen gehen möchten, mit wenigen Minuten an. Vielleicht möchten Sie auch im Sommer im See schwimmen gehen? Dann stellen Sie die gepackte Tasche an die Eingangstür. Die Hürden müssen so niedrig wie möglich sein, so der Ansatz des Autors des Buches „Atomic Habits“ James Clear (deutscher Titel: Die 1% Methode ▼).

Schlafstörungen: Abends Handy, Laptop und Co. weglegen

Und schließlich: Legen Sie nach der Arbeit Ihr Handy und Ihren Laptop weg. Wenn Sie Ihr Handy auch privat nutzen: Schalten Sie in Ihrem Mail-Programm die Jobmails aus – oder nutzen Sie ein Tool, das sie bis morgens zurückhält. Es geht nicht nur um bildschirmfreie und damit blaulichtfreie Zeit. Es geht auch und vor allem um Zeit für die Nachverarbeitung dessen, was am Tag im Job passiert ist.

 

Und wenn alles nicht hilft? Wenn Ihnen der Job seit Monaten oder gar Jahren den Schlaf raubt? Dann ist es höchste Zeit für Veränderung. Zeit, dass Sie sich selbst hochpriorisieren – bevor Sie hinten runterfallen.

Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen: Melden Sie sich. Vereinbaren Sie ein unverbindliches Kennenlerngespräch.

Mehr Informationen rund um Life Coaching finden Sie in meinem Blog Gedankengang ▼ und auf meiner Website unter Life Coaching ▼!